INSIGHTS
Babyboomer gehen in Rente: Wie Unternehmen jetzt ihr wertvolles Know-how bewahren

Mit dem nahenden Austritt älterer Mitarbeitender aus dem Arbeitsmarkt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihr wertvolles Fachwissen zu bewahren und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Doch wie gelingt das am besten?

Die Herausforderung des Wissensverlusts

Generationenwechsel als Gefahr für Unternehmenswissen

Die bevorstehende Pensionierung der Babyboomer-Generation stellt Unternehmen weltweit vor eine zunehmende Herausforderung: den Wissensverlust und den Fachkräftemangel. Laut Prognosen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden im deutschsprachigen Raum bis zum Jahr 2035 rund 16 Millionen sogenannte Babyboomer aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Damit sind in der Regel Personen gemeint, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Vor allem im DACH-Raum betrifft das einen ungewöhnlich großen Anteil der Arbeitnehmenden, da diese Jahrgänge besonders geburtenstark waren. Diese demografische Entwicklung, in der mehr Menschen als gewöhnlich in Rente gehen, hat weitreichende Auswirkungen auf die Unternehmenslandschaft, da mit dem Wegfallen erfahrener Mitarbeitender ein wertvolles Reservoir an Wissen und Erfahrung verloren geht.

Wissen sichern und weitergeben

Um dieser Herausforderung zu begegnen, müssen Unternehmen proaktiv Strategien entwickeln, um den Kompetenztransfer zu gewährleisten und das erworbene Know-how zu bewahren. Dieses Know-how umfasst nicht nur individuelles Fachwissen, sondern auch Branchenkenntnisse, Wissen über interne Prozesse und Erfahrungen im Umgang mit Kundinnen und Kunden. Heute mehr denn je stehen Unternehmen vor der bedeutenden Aufgabe, dieses Wissen zu dokumentieren, zu strukturieren und an die nächste Generation von Mitarbeitenden weiterzugeben.

Wettbewerbsfähig bleiben

Wenn ältere Mitarbeitende in den Ruhestand gehen, ist das nicht nur ein demografisches Phänomen, sondern es hat auch direkte Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft von Unternehmen. Solche, die es schaffen, den Wissensverlust zu minimieren und den Kompetenztransfer erfolgreich zu gestalten, werden langfristig besser positioniert sein, um die Herausforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes zu meistern und zukünftigen Erfolg zu sichern.

Welchen Risiken sind Unternehmen ausgesetzt?

Neben dem Verlust von individuellem Fachwissen und tiefem Verständnis für interne Abläufe und bewährte Praktiken können außerdem Kundenbeziehungen und -kenntnisse eingebüßt werden, die im Laufe der Jahre aufgebaut wurden. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass bestimmtes Wissen vollständig verloren geht und nur mit hohen Kosten wieder aufgebaut werden kann, beispielsweise durch die Anstellung externer Beratungspersonen.

Die Antwort auf diese Herausforderung lautet: Wissenstransfer. Durch strukturierte Transferprogramme und systematischen Austausch können Unternehmen sicherstellen, dass Wissen bewahrt und effektiv genutzt wird.

 

Welche Vorteile bietet Wissenstransfer?

Durch Wissenstransfer wird nicht nur individuelles Fachwissen langfristig gesichert, sondern auch eine Brücke zwischen den Generationen geschlagen, die die Unternehmenskultur stärkt und eine reibungslose Kontinuität von Geschäftsprozessen auch während des Übergangs ermöglicht.

Ein weiterer wesentlicher Vorteil liegt in der Förderung von Nachwuchstalenten – sowohl in der Heranziehung von Expertinnen und Experten in bestimmten Fachbereichen als auch in der gezielten Vorbereitung auf zukünftige Führungsaufgaben. Durch den systematischen Austausch von Wissen können junge Mitarbeitende von der Erfahrung und dem Fachwissen älterer Kolleginnen und Kollegen profitieren und so ihr eigenes Potenzial entwickeln.

Gleichzeitig werden ältere Mitarbeitende dabei unterstützt, ihr traditionelles Erfahrungswissen an den digitalen Wandel und die Integration in moderne Technologien anzupassen. Dieser generationsübergreifende Austausch trägt dazu bei, bewährte Wissensschätze mit neuen Ideen und Technologien zu kombinieren, um innovative Lösungsansätze zu entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.

Wie gelingt ein effektiver Wissenstransfer?

Effektiver Wissens- und Kompetenztransfer erfordert strukturierte Programme, die den systematischen Austausch zwischen erfahrenen Mitarbeitenden und neuen Talenten fördern und eine langfristige Lernkultur unterstützen. Dazu gehören Maßnahmen wie:

Nutzung von Mentoring-Programmen

Mentoring-Programme erleichtern nicht nur den Kompetenztransfer, sondern unterstützen auch die Entwicklung von Nachwuchstalenten. Sie bieten eine Plattform für den Austausch von Wissen und fördern eine Atmosphäre des Lernens und der Zusammenarbeit. Gute Mentoring-Programme beinhalten unter anderem: Klare Programmziele, Rahmenbedingungen mit Struktur, eine Kommunikationskampagne, ein Trainingsprogramm für effektives Mentoring (Mentor und Mentee), sowie kontinuierliche Erfolgsmessung basierend auf den Programmzielen.

Einführung von Wissensmanagement-Systemen

Wissensmanagement- und Lernmanagementsysteme (LMS) erleichtern das Sammeln, Organisieren und Teilen des breit gefächerten Boomer-Wissens. Eine zentrale Wissensdatenbank ermöglicht es Mitarbeitenden, schnell auf relevante Informationen und Best Practices zuzugreifen. Die besten LMS ermöglichen individuell auf Nutzende zugeschnittene Lernpfade, z.B. basierend auf ihrer Rolle und Lernzielen.

Entwicklung von skalierbaren, hocheffektiven Trainings

Die Integration von kollaborativen Plattformen, virtuellen Trainingsumgebungen mit Elementen wie Gamification und Microlearning sowie Echtzeit-Feedbackmechanismen macht nicht nur den Lernprozess ansprechender und interaktiver, sondern erhöht auch die Mitarbeitermotivation sowie die Effektivität von Trainingsmaßnahmen. Außerdem können Unternehmen den Lernerfolg in Echtzeit tracken, gezielt unterstützen und individuelle Anpassungen vornehmen, um einen reibungslosen Übergang und eine effektive Nutzung des vorhandenen Wissens zu gewährleisten.

 

Mit neuen Methoden altes Wissen schützen

Durch das Wegfallen der Babyboomer-Generationen stehen Unternehmen in den meisten Branchen vor der Herausforderung des Wissensverlusts und des Fachkräftemangels. Doch durch strukturierte Wissenstransferprogramme und eine förderliche Lernkultur können kontinuierlicher Austausch vorangetrieben und Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden.

Ein herausragendes Beispiel für einen erfolgreichen organisierten Wissenstransfer ist das Versicherungsunternehmen Hiscox.

Ein Computermonitor zeigt ein Video eines Charakters aus dem spielbasierten Training von Hiscox von Attensi

Basierend auf den praktischen Erfahrungen fachkundiger und langjähriger Underwriter wurde eine Simulation entwickelt, aus der ein umfassendes Lernprogramm entstand. So wurden jüngere Versicherer in kurzer Zeit durch spielbasiertes Training und realitätsnahe Szenarien auf kritische Entscheidungen in anspruchsvollen Situationen vorbereitet. Diese innovative Herangehensweise ermöglichte es Hiscox, seine Trainingsmaßnahmen effektiv zu skalieren und Wissen langfristig im Unternehmen zu sichern.

Sind Sie bereit, Ihr Training auf das nächste Level zu bringen?

Das könnte Sie auch interessieren

Das Gastgewerbe ist kaputt – ist richtiges Training die Rettung?

Wie KI Teil unseres täglichen Lebens wird und was die Zukunft bereithält

Warum Reskilling von Mitarbeitenden in Finanzinstitutionen im Jahr 2024 notwendig ist

Die Auswirkungen von Learning & Development messen